Lage
Der Stadtteil Jüterbog II liegt nordwestlich des Bahnhofs in unmittelbarer Nachbarschaft des ehemaligen Jüterboger Truppenübungsplatzes. Die heutige Parkstraße stellt die südliche Straßenverbindung zur Innenstadt dar. Außerdem
existiert ein Fußgängersteg und eine Gleisunterführung zum Jüterboger Bahnhof (Millionenbrücke) an der Hauptstrecke Berlin – Leipzig, deren Trasse die ehemalige Kasernenstadt von der Altstadt Jüterbog trennt. Über die Bülowstraße erfolgt im nördlichen Bereich die Anbindung an die B 101 und B 102. Straßenbegleitend verläuft die Fläming-Skate. Das Fördergebiet umfasst etwa 34 ha.
Typische Kasernenstadt der Kaiserzeit
Jüterbog II entwickelte sich durch die Verlegung der Artillerieschule von Berlin-Spandau nach Jüterbog in 1890 und bildet in seiner Struktur eine für die Kaiserzeit typische Kasernenstadt. Charakteristisch ist die Stadtrandlage nahe des Schießplatzes sowie das regelmäßige, rechtwinklige Straßennetz, innerhalb
dessen drei städtebaulich und funktional klar strukturierte Bereiche zu unterscheiden sind:
- der südliche Bereiche zwischen Brücken- und Tauentzienstraße mit Offizierswohnhäusern, Versorgungs- und Verwaltungseinrichtungen
- der mittlere Bereich der Mannschaftsbauten zwischen Tauentzienstraße und Alter Garnison und
- der zwischen Alter Garnison und Bülowstrasse gelegene nördliche Bereich der
Stallungen.
„Der Reiz der Gesamtanlage resultiert aus der planmäßigen aber nicht schematischen Gruppierung der Einzelgebäude innerhalb eines rechtwinkligen Straßennetzes und der durchgängigen Verwendung der für Brandenburg typischen Bauformen der Backsteingotik. Die Großbauten verspringen in ihren Fluchten rhythmisch. Aus ihrer Gleichförmigkeit, der sparsamen Verwendung von Zierelementen wie Schmuckgiebeln und Putzspiegeln, dem akkurat ausgeführten Sichtmauerwerk und vor allem der guten Proportionierung resultiert ein würdiges Gesamtbild, während die kleineren Wohn- und Verwaltungsbauten ihre malerische Wirkung aus der breiteren Variation der gotisierenden Zierformen beziehen. Ergänzungen der 1920er und 1930er Jahre sind im selben Material, also in Ziegelsichtmauerwerk, ausgeführt, so dass der geschlossene Charakter des Gesamtensembles weitgehend erhalten ist und diese Geschlossenheit maßgeblich zur Gesamtwirkung beiträgt.“ BEPA Jüterbog II, S.10
Jüterbog II heute
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Kaserne durch die russischen Streitkräfte genutzt. Mit dem Abzug der russischen Truppen im Jahr 1994 (oder 1992) begann in Jüterbog II ein umfangreicher Konversionsprozess. Als eine der wenigen bebauten Konversionsflächen in Jüterbog stellte Jüterbog II mit seiner imposanten Bausubstanz ein bedeutsames Entwicklungspotenzial dar.
Dennoch brach zunächst das Sozialgefüge zusammen. Wo vormals mehrere Tausend Menschen lebten, verblieben im Jahr 1994 knapp 100. Damit zerfielen auch die lokale Wirtschaft und der Nahversorgungsbereich.
Im Zuge der Sanierung und Umnutzung mehrerer ehemaliger Offizierswohnhäuser und Mehrfamilienwohnhäuser stieg die Bevölkerung in 1999 wieder auf über 1.000 Einwohner an. Eine Verbesserung der verkehrstechnischen Erschließung erfolgte von 1997 bis 1999 mit dem Ausbau der Bülowstraße als Umgehungsstraße für den LKW-Verkehr und der parallel begleitenden Fläming Skate. Nördlich der Bülowstraße entstand ein Gewerbegebiet; und es erfolgten punktuell Rückbaumaßnahmen. Vereinzelt wurden auf ehemaligen Brachflächen Ein- und Mehrfamilienhäuser errichtet, wie z.B. in der Linden-, Garten- und Tauentzienstraße. In 1999 hat sich die Freie evangelisch christliche Gemeinde im Stadtteil eine Kirche gebaut. Die mennonitische Gemeinde betreut vor allem wiederkehrende Russland-Deutsche in Jüterbog II.
Trotz der Einwohnerzuwächse hat sich Jüterbog II noch nicht ganz erholt und wird von manchen als der „vergessene“ Stadtteil bezeichnet. Das Stadtbild wird besonders im nördlichen Bereich negativ durch Ruinen (zum großen Teil unter Denkmalschutz stehende Bausubstanz) und brachgefallene Flächen beeinflusst. Die Straßen befinden sich in einem schlechten baulichen Zustand. Es bestehen keine öffentlichen Grünflächen und Spielplätze. Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten befinden sich jenseits der Bahn südlich des Quartiers. Auch gastronomische Einrichtungen und soziale Infrastruktur sind im Stadtteil bis auf den Jugendklub in der Bergstraße nicht mehr vorhanden. Ein Plus ist die Anbindung an das öffentliche Busnetz und damit an die Innenstadt sowie die Lage in der Nähe des Bahnhofs, mit Verbindungen in die Bundeshauptstadt Berlin und den Fernverkehr.
Heute leben in Jüterbog II 1.035 Menschen (31.12.2016). Das sind rd. 8% der Einwohner Jüterbogs. Der Ausländeranteil liegt bei 5,6% und damit über dem gesamtstädtischen Durchschnitt. Der Anteil der Doppelstaatler – überwiegend Russlanddeutsche liegt bei 10%. Aufgrund der günstigen Mieten ist der Stadtteil besonders bei jungen Familien und Haushaltsgründern beliebt. Das spiegelt sich in der Altersstruktur wider: rd. 22% der Bewohner sind unter 18 Jahre alt (Jüterbog rd. 15%). Der Seniorenanteil (65 Jahre und älter) liegt mit rd. 12% deutlich unter dem gesamtstädtischen Anteil (Jüterbog 26,5%).